Freitag, 8. November 2013

Investitionen in europäischen Wohnungsbau differenziert betrachten

Andreas Schrobback News (Berlin, 08.11.2013) Der Wohnungsbau in Europa liegt am Boden: Der tiefste Stand seit 20 Jahren ist Folge der wirtschaftlichen Probleme in vielen Ländern Europas - einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit, Überschuldung und den daraus folgenden, strikten Sparmaßnahmen der jeweiligen Regierungen. Das Forschungsnetzwerk Euroconstruct rechnet für 2014 mit weiterhin zurückgehenden Wohnungsneubauten. Bis Ende 2013 wird voraussichtlich nur ca. die Hälfte der Neubauaktivität stattfinden wie noch in 2006. Besonders schlimm sind dabei die Länder Südeuropas betroffen, wie z. B. Spanien, Portugal und Italien. Vor 2015 wird allgemein nicht mit einer Belebung gerechnet. Doch nicht alle Länder weisen derartige Tiefstände auf, so zeigen beispielsweise Norwegen und Deutschland bei den Neubauinvestitionen eine stark steigende Tendenz: So erwarten die Experten von Eurocontruct allein für Deutschland in 2013 einen Zuwachs von etwa 16 % auf mehr als 200.000 neue Wohnungen.

Deutschland hat trotz guter Steigerungsrate Nachholbedarf

Obwohl derartige Zuwachsraten beim Wohnungsbau wie in Deutschland aktuell in Europa kaum noch zu finden sind, hat Deutschland weiterhin Nachholbedarf. Dies erklärt sich bei Betrachtung der langfristigen, globalen Kennziffern. So liegt Deutschland mit derzeit durchschnittlich 2,5 Wohnungsfertigstellungen je 1.000 Einwohner noch immer merklich unter dem gesamteuropäischen Schnitt von etwa 2,8. Hierzu tragen insbesondere Länder wie die Schweiz und Norwegen (mit jeweils 6 Einheiten je 1.000 Einwohner) oder auch Frankreich und Finnland (mit jeweils mehr als 5 Einheiten) bei. Vor der Schuldenkrise in Europa herrschte in Deutschland lange eine Zeit mit extrem wenigen Neubauprojekten, was jetzt nur langsam wieder aufgeholt wird. So rechnet man mit einer „Aufholung“ auf den europäischen Durchschnittswert in Deutschland erst etwa im Jahre 2015 bei weiter anhaltenden Steigerungsraten. Der Nachholbedarf ist trotzdem groß – so erachtet das ifo-Institut einen Schnitt von mindestens ca. 3,5 Einheiten als notwendig, um eine zu starke Überalterung der Wohnungsbestände zu vermeiden.

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